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Diese Tanzbeschreibung wurde, angelehnt an die Beschreibung von Walter Kögler (siehe "Musik"), vom Autor nach eigener ausgiebiger Tanzerfahrung notiert.
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Der Tanz stammt aus der
Lüneburger Heide (Norddeutschland, Niedersachsen).
Sprötze ist ein Ort in der Nordheide (nördliche Lüneburger Heide) südlich von Buchholz,
heute ein Teilort von Buchholz.
Norddeutscher Vierpaartanz - Quadrille
Die norddeutschen Vierpaartänze (und viele andere Mehrpaartänze) sind grundsätzlich folgendermaßen aufgebaut:
Der Tanz beginnt mit einer Figur, meist mit einem Anfangskreis. Alle Figuren eines Tanzes, evtl. mit Ausnahme der letzten (meist Schlußkreis), sind verschieden. Die Figuren sind bei vielen Tänzen in ähnlicher Form vorhanden.
Nach jeder Figur, außer der letzten, folgt ein Zwischenteil, der Kehrreim. Der Kehrreim macht das Charakteristische des Tanzes aus. Die Kehrreime eines Tanzes sind immer gleich, außer daß vielleicht jeweils andere Paare mit den einzelnen Teilen des Kehrreims beginnen.
Nach jedem Kehrreim folgt wieder eine Figur.
Die Aufeinanderfolge von Figur und Kehrreim wird Kehre oder Tour genannt. Manchmal wird auch die Figur, die eine Kehre einleitet, selbst schon als Kehre oder Tour bezeichnet.
So besteht also die erste Kehre eines Tanzes i.a. aus Anfangskreis und Kehrreim. Darauf folgen weitere Kehren, die mit verschiedenen Figuren wie z.B. Paarkreis oder Handtour, Mädchenkreis, Burschenkreis oder Burschenkreuz, beginnen. Als letztes folgt die Schlußfigur, meist ein Schlußkreis.
Anmerkung: Mit der Definition dieser Namen bin ich mir nicht ganz sicher, und ich weiß auch nicht, wie weit sie allgemein gebräuchlich sind.
Bei vielen dieser Tänze wurden früher vermutlich weit mehr Kehren getanzt als heute üblich.
Daß heute meist nur eine begrenzte
und festgelegte Anzahl von Kehren getanzt wird, hängt vermutlich auch mit der Verbreitung der Schallplatte
(und anderen konservierenden Medien) als Musikquelle für Volkstänzer zusammen, auf denen ein Tanz eben nur eine bestimmte
Anzahl von Malen durchgespielt wird, was sich dann wiederum auch auf die beigefügte Beschreibung auswirkt.
Ich vermute, daß die Kehren dieser Tänze und ihre Reihenfolge
früher
ausgerufen wurden,
wie das auch bei den "höfischen Tänzen" bei fürstlichen Festen war
und wie es bei den amerikanischen "Community Dances" heute ebenfalls gemacht wird.
Mindestens bei Tänzen mit sehr vielen möglichen Kehren wie der
Sünnros ging es wohl kaum anders.
Laufschritte, Achterrümschritte, Hurreschritte
4 Paare im Kreuz - Quadrille
| A | Figuren (Kehren, Touren) | ||||||
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| B |
Kehrreim (Zwischenteil):
Die Partner wenden sich am Ende der Figur zueinander, er blickt in TR, sie gegen TR. Dann: |
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Die Teile der Tanzbeschreibung werden in folgender Reihenfolge getanzt:
A1 B A2 B A3 B A4 B [A5 B] A6
Der Tanz kann auch mit 5 oder mehr Paaren getanzt werden.
Die Aufstellung ist dann paarweise gleichmäßig verteilt auf der Kreisbahn, zur Mitte blickend.
Für den Mädchenkreis und den Burschenkreis sollte man sich dann vorher einigen, ob jeweils
mit dem vorherigen Partner weitergetanzt wird oder mit dem, bei dem der Kreis stehenbleibt
(das letztere gibt aber gelegentlich Verwirrung).
Bei der halben Kette (erste halbe Kette) wird die Kette dann gegangen
bis zum 4. mal Hand geben (dabei ist der Partner, mit dem man beginnt, als "1" gezählt).
Die Hand wird dann gefaßt gelassen und mit dem nächsten Partner zum Kreis durchgefaßt.
Bei der zweiten halben Kette (Kette zuende) wird die Kette dann gegangen
bis zum 4. mal Hand geben, wobei der Partner, mit dem man beginnt (dessen Hand man bereits hielt), als "1" gezählt wird.
Mit dem nächsten entgegenkommenden geht der Tanz dann weiter.)
Beim Tanz findet dann ein laufender Partnerwechsel und auch ein Platzwechsel statt.
Der Schlußkreis kann bei weniger geübten Tänzern auch mit Laufschritten ausgeführt werden.
In der Aufzeichnung von Walter Bößler 1945/46 in Sprötze
wird eine 5. Kehre mit "paarweise Walzer-Rundtanz am Platz" beschrieben.
Quelle: Beschreibung im
Schwäbischen Kulturarchiv,
dem Archiv der früheren "Volkstanzberatungsstelle Kurt Wager"
unter "sproetzer achterruehm".
Diese Kehre wird normalerweise nicht getanzt.
Ich selbst habe den Tanz noch nie mit dieser zusätzlichen Kehre gesehen.
Ich glaube auch nicht,
daß damals wirklich ein Walzer getanzt wurde, denn
ein Walzer paßt zu dieser Musik nicht gut, wenn sie normal durchgespielt wird,
und ein Walzer wird üblicherweise nicht auf dem Platz getanzt.
Ich vermute daher, daß der Beobachter damals etwas ähnlich aussehendes gesehen hat,
vermutlich ein paarweises Küseln in etwa normaler Tanzhaltung,
wie Swing im amerikanischen Community Dance.
Siehe dazu auch letzter Absatz unter "Aufbau des Tanzes".
Beim letzten Takt des Vorspiels nicken die Partner einander zu, dann geht der Tanz los.
Am Ende des Tanzes stehen die Paare wieder am Ausgangsplatz, nebeneinander, die Hände gefaßt.
Nicken zum Nachbarpartner (Tänzer nach links zur Tänzerin des Nachbarpaares, Tänzerin nach rechts entsprechend),
Nicken zum eigenen Partner. Damit endet der Tanz.
Das gilt für alle Mehrpaartänze.
Sprötzer Achterrüm
1 Figur
Anfangskreis ms, Laufschritte, kein Richtungswechsel
Paarweise Küseln, rechts eingehakt
Tänzerinnenkreis ms, Achterrümschritte
Tänzer Arm-Schulterkreis, ms, Achterrümschritte
Schlußkreis ms, Achterrümschritte
2 Achterrümschritte nach rechts und links
3 Kette, rechtshändig beginnend, bis zum 4. (dem eigenen) Partner,
Kreis, Mädel rückwärts zur Kreismitte und zurück,
Kette zuende
Weitere Fachausdrücke und Schrittbeschreibungen siehe Tanzschlüssel von Mario Herger bei www.volkstanz.at
Unter anderem z.B.
Kögler
EP 58108 - Niederdeutsche Tänze, Folge 1 (mit Beschreibung) (etwa 1960)
Kögler
CD 33104 - Danz mit 4 - Vierpaartänze (1996 oder früher)
Kögler
CD 39502 - Internationale Tänze / Senioren tanzen Tänze der Weiterbildung 1
Camerata
CMS 17126 EP - Europäische Tänze - Deutschland 2 (1976 oder früher)
CD T004 SAV Schwäbisches Kulturarchiv
CD 1120111 DJO Heimatkulturwerk Stuttgart
Anna Helms und Julius Blasche: Bunte Tänze aus acht Jahrhunderten. Band 2. - Leipzig 1921. Seite 28
Anneliese Schmolke und Herbert Langhans: Europäische Tänze, Heft 1-12,
Möseler Verlag, Wolfenbüttel, 1954-64, Heft 11: Deutschland
10 Jahre Weiterbildung, Broschüre Nr. 76952,
Kögler Verlag
Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz- und Spielkreise in Baden-Württemberg:
Unsere Tanzblätter, Blatt 209, 1998
Beschreibung von Mario Herger bei www.volkstanz.at
Musikanspielung von www.volkstanz.at (Midi-Datei)
Musikanspielung von www.tanz-koegler.com (MP3)
Tanz-Beschreibung: Gerhard Müller.
Die hier dargestellte Information habe ich aus folgenden Quellen:
Eigene Tanzerfahrung,
Erinnerungen von Lehrgängen und
unter "Musik" angegebene Tanzbeschreibungen zu Schallplatten.
Genauere Information darüber,
aus welchen Volkstanz-Kenntnissen und -Erfahrungen der Autor dieser Beschreibung schöpft,
finden Sie unter
Volkstanz-Erfahrung des Autors dieser Beschreibung.
Zur Liste der Tanzbeschreibungen
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